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Evangelium.

Geschichte des Begriffs in der ältesten Kirche.

Εὐαγγέλιον (gew. im Plural) bedeutet ursprünglich den Lohn (auch das Opfer) für eine gute Botschaft, den Botenlohn, später aber auch die gute Botschaft selbst; doch ist diese Bedeutung bisher für die Zeit vor Augustus nicht belegt. Das früheste Zeugnis findet sich in der berühmten Inschrift von Priene1, wo es vom Geburtstag des Kaisers heißt: ἦρξεν δὲ τῷ κόσμῳ τῶν δι᾽ αὐτὸν εὐαγγελί[ων ἡ γενέθλιος] τοῦ θεοῦ. Das Wort steht hier im Zusammenhang einer sakralen Aussage2. Im AT ist בּשֹרה nach (בּשֹורה) nach בִּשֵֹר die Botschaft (in der Regel die frohe Botschaft), aber 2. Sa. 4, 10 auch der Botenlohn. Die LXX geben בִּשֵֹר durch εὐαγγελίζειν (εὐαγγελίζεσθαι) wieder und בּשֹרה, wo es Botenlohn bedeutet, durch τὰ εὐαγγέλια; wo es aber eine gute Botschaft bedeutet, steht ἡ εὐαγγελία. An einer Stelle


1) „Athenische Mitteilungen” 24 (1899) S. 275ff. Deißmann, Licht vom Osten (1908) S. 266ff.
2) Häufig ist das Wort im Sinne von froher Botschaft im nichtchristlichen Sprachgebrauch niemals geworden; über ein Zeugnis auf einem Papyrusblatt aus der Mitte des 3. Jahrhunderts, wo das Wort auch im Zusammenhang mit dem Kaiser steht, s. Deißmann, a.a.O. (ἐπεὶ γν[ώ]στ[ης ἐγενόμην τοῦ] εὐανγελ[ίο]ν περὶ τοῦ ἀνηγορεῦσθαι Καίσαρα κτλ.). Hier ist der Singular zu beachten, wenn das Ypsilon sicher ist.

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freilich (2 Sa 18, 25) bietet Swete εὐαγγέλια für gute Botschaft; allein es ist in Rücksicht auf die anderen Stellen m.E. so gut wie gewiß, daß auch hier εὐαγγελία zu lesen ist. Somit kennen die LXX das Wort εὐαγγέλιον in dem Sinne von froher Botschaft nicht, nur als „Botenlohn” (im Pl.) kennen sie es. Hat man in den Urgemeinden in Palästina בּשֹרה durch εὐαγγέλιον wiedergegeben, so war man also nicht durch die LXX dazu angeleitet.


Harnack, A. (1910)