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In dem Begriff der apostolischen Sukzession begegnet uns ein geprägter, heute in der ganzen Oekumene immer von neuem verhandelter Begriff. Er ist ein dogmatischer Begriff. Wie jeder solcher Begriffe bedeutet auch dieser bereits eine Entscheidung, eine Antwort auf eine Frage. Auf diese Frage muß daher zurückgegangen werden, so legitim es ist, daß die kirchliche Dogmatik eben nicht bei der Frage stehen bleibt, sondern Antworten formuliert und in Begriffen prägt.
Die zugrundeliegende Frage ist die nach der Identität und Legitimität der Kirche in ihrem gegenwärtigen Handeln, ist ebenso die Frage nach der Übereinstimmung mit ihrem Ursprung in Handeln, Gebot und Verheißung Jesu Christi. In dem Satz von der „ecclesia perpetuo mansura” gibt das Augsburgische Bekenntnis dem gläubigen Vertrauen Ausdruck, daß Gott seine Kirche immer erhalten wird und deshalb jetzt und hier auch erhält. Dieses Vertrauen auf die Gegenwart des Geistes und die immer neue Zu-Kunft des Herrn in der Kirche verbietet es uns auch, für irgendwelche Zeiten eine Intermission der Existenz der Kirche anzunehmen. Sie ist immer dagesessen, in welchen Zeugnissen des Geistes auch immer wir meinen sie erkennen zu dürfen.
Es ist die These dieses Buches, daß das Kirchenrecht nach dem rechtlichen Verständnis, Ausdruck und Verfassung des legitimen Geschehens der Kirche zu fragen hat. Auf der Suche nach angemessenen Rechtsbegriffen zeigten sich die Rechtsvorgänge der Anspruchsanerkennung und der Gnade als existenziale Grundformen, in welchen dieses geistliche Geschehen sich vollzieht. Der Gnadenvorgang erwies sich zugleich als der materiale Grund des Institutionsvorgangs, aber auch eigentümlich verklammert mit Anspruch und Anerkennung. Mit dem Nachweis dieser Rechtsstrukturen ist jedoch noch nicht die Frage nach den konkreten Kriterien beantwortet, an Hand deren sich die Entscheidungen vollziehen. Es könnte uns der Anspruch und die Gabe gerade nicht Gottes, sondern menschlicher Willkür, widergöttlicher Mächte in solcher Form begegnen und gerade unsere Abweisung erfordern. Der Strukturfrage entspricht die noëtische.