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Lieber Freund!
So unendlich Vieles habe ich Dir zu danken: in meinem akademischen, in meinem wissenschaftlichen, in meinem persönlichen Leben. Auch diese danke ich Dir, daß Du mich veranlaßt hast, eine Bearbeitung des Kirchenrechts zu versuchen. Der gewaltige Stoff hat mich immer mehr in seine Kreise gezogen. Dem ersten Bande hätte schon längst der zweite folgen sollen. Aber je weiter ich in der Arbeit kam, je größer wurde die zu lösende Aufgabe. Der zweite Band soll Dir gewidmet sein. Er wird hoffentlich im Laufe des nächsten Jahres erscheinen. Einen Ausschnitt aus ihm überreiche ich Dir heute zu Deinem Jubeltage. Eigentlich zu spät. Aber die folgenden Blätter konnten nicht druckreif gemacht werden, bevor nicht die Arbeit am Ganzen einigermaßen zum Abschluß gebracht war.
Du bist vom Strafrecht zu den höchsten Fragen unserer Wissenschaft vorgedrungen. Auch vom Boden des Kirchenrechts aus muß der Versuch des Aufstiegs zum Gipfel gemacht werden. Mit dem Streben wirst Du jedenfalls einverstanden sein und nachsichtig beurteilen, was Dir als Freundschaftszeichen und Dankesgabe darbringt
Dein
Rudolph Sohm.
Leipzig, am 30. Dezember 1913.