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Vorwort

 

Die in diesem Heft zusammengestellten Beiträge sind in Vortragsform auf zwei Tagungen der Evangelischen Akademie Bad Boll und auf einer Tagung der Evangelischen Akademie Herrenalb einem größeren, meist aus Juristen bestehenden Kreis zu Gehör gebracht und lebhaft diskutiert worden. Dem Wunsch der Teilnehmer entsprechend, hat sich die Evangelische Akademie sofort nach der Tagung entschlossen, die Vorträge herauszugeben und damit einem weithin empfundenen Bedürfnis nach Klärung der hier verhandelten Fragen auch in einer größeren Öffentlichkeit entgegenzukommen. Es ist besonders bedauerlich, daß es trotz aller Bemühungen des Verlags und der Herausgeber nicht gelungen ist, die Vorträge früher zu veröffentlichen.

Die Verfasser haben es für richtig gehalten, über den Vortragsinhalt hinaus ihre Beiträge da und dort zu erweitern und mit Anmerkungen zu versehen. Sie wollen damit den Lesern Gelegenheit und Anregung zu eigener Weiterarbeit innerhalb der dargestellten Problemkreise geben. Deshalb setzt das Heft Leser voraus, die sich eingehender mit den zwischen Jurisprudenz und Theologie verhandelten Fragen beschäftigen wollen.

Es ist unschwer erkennbar, daß die Verfasser nicht durchweg von einer gemeinsamen juristischen, rechtsphilosophischen oder theologischen Überzeugung ausgehen. Ein aufmerksamer Leser möchte vielleicht gar zu der Fragestellung kommen, das einzig Gemeinsame zwischen ihnen bestehe dahin, daß sie bei der gleichen Gelegenheit das Wort ergriffen haben. Und doch wäre diese Feststellung, abgesehen von der darin liegenden Übertreibung, zu scharfsinnig, um richtig zu sein. Wir sind uns vielmehr einig in der Überzeugung, daß die Sache, um die es geht, jedenfalls größer ist als unsere Erkenntnis von ihr und wichtiger als die Meinung, die wir uns über sie gebildet haben. Auch in den Fragen nach einer gerechten Ordnung geht es zuletzt nicht um die Wahrheiten, die wir finden, verteidigen und angreifen — so nötig dieses Geschäft ist —, sondern um die Wahrheit, die wir nicht besitzen können, die uns aber begegnen kann. Deshalb sind die Verschiedenheiten zwischen uns nicht Grund zur Trennung, sondern zum Gespräch. Daß der Leser an diesem Gespräch teilnehme, ist unser gemeinsamer Wunsch.

Hans Hermann Walz