|7|

Vorwort

 

Der Herausgeber der „Studien zur Evangelischen Sozialtheologie und Sozialethik” wird erstaunt, aber sicher nicht ungehalten sein, daß in dieser Reihe als Band VII ein Buch erscheint, von dessen Existenz er vorher nichts gewußt hat.

Dieser Band wird ihm von Freunden aus Anlaß der Vollendung seines 60. Lebensjahres dargebracht. Die darin enthaltenen Studien beschränken sich mit Absicht auf das Gebiet der Soziallehre im weitesten Sinne, mit Einschluß bestimmter Fragen der politischen Ethik. Sie befassen sich also mit den Problemen, an denen H.-D. Wendland im letzten Jahrzehnt mit besonderer Hingabe gearbeitet hat. Schon diese Beschränkung auf ein Gebiet theologischer Lehre und Forschung, das innerhalb des letzten Jahrzehnts durch den Jubilar und eine Reihe mit ihm in der Sache verbundener Männer und Frauen in der Kirche ein immer stärkeres Gewicht bekommen hat, brachte es mit sich, daß andere Wissenschaftsbereiche, denen in früherer Zeit die Arbeit von H.D. Wendland gegolten hat, nicht in diese Festschrift aufgenommen werden konnten. Die Herausgeber hielten eine Eingrenzung der Gesamtthematik aber für notwendig, wenn mit einer solchen Festgabe nicht nur die Person des Empfängers geehrt, sondern die Sache, um die es dem Empfänger und den Herausgebern geht, zugleich ein Stück weiter vorangetrieben werden sollte.

Jeder, der die Bemühungen der Christenheit um die rechte Gestalt der gesellschaftlichen und staatlichen Ordnung verfolgt, weiß, daß neben mancherlei Übereinstimmung besonders im politischen Bereich Spannungen bestehen. Das kommt auch in dem vorliegenden Band und dementsprechend im Titel des Buches zum Ausdruck. Wir haben keinen Grund, das zu verschweigen, weil wir der Meinung sind, daß derartige Spannungen und die durch sie bedingten Auseinandersetzungen, so beschwerlich sie oft sind, gut und hilfreich sein können.

Es kommen infolgedessen in diesem Buch sehr verschiedene Stimmen zu Wort. Das entspricht nicht nur der inneren Einstellung des Empfängers dieser Festschrift, der in keiner Weise „einseitig festgelegt” ist. Damit soll zugleich zum Ausdruck gebracht werden, daß die Christenheit heute den an sie gerichteten Fragen aus Staat und Gesellschaft offen gegenübersteht und daß sie bereit ist, ihnen den Ernst und das Gewicht zu belassen, das sie haben. Nur oberflächliche Menschen oder Doktrinäre können glauben, es

|8|

gebe eine leidlich gute Ordnung ohne ein lebendiges verantwortungsbewußtes und sachliches Ringen miteinander. Daß es das gibt, dafür sind wir dankbar; und wir sind gewiß, dem Empfänger unserer Festgabe geht es nicht anders.

Mögen daher die Beiträge, die hier vereint sind, weiterhelfen zu rechter Erkenntnis und rechtem Tun. Dazu sind sie jedenfalls geschrieben worden.

 

Die Herausgeber